Die Bonner Republik in den 1950er bis 1970er Jahren – der Bestand "B 145 Bild Presse- und Informationsamt der Bundesregierung", Teilbestand Georg Munker
Vom Schloss Augustusburg über den Bonner Bundestag bis ins Wohnzimmer von Hans-Dietrich Genscher - Der Fotograf Georg Munker porträtierte die junge Bonner Republik aus allen Perspektiven. Von Beginn der Bundesrepublik an dokumentierte er mit seinen Ablichtungen das politische Leben in Bonn und Umgebung. Dazu zählen das Alltagsgeschäft mit Sitzungen und Diplomatentreffen, herausragende Ereignisse wie Staatsempfänge und -besuche, sowie private Einblicke in das familiäre Umfeld einiger Spitzenpolitiker der Bonner Republik.
Georg Munker wurde 1918 in Mittelfranken geboren. Nach einer handwerklichen Ausbildung kam er 1937 zunächst zum Reichsarbeitsdienst und zwei Jahre später zur Luftwaffe. Er absolvierte eine Ausbildung zum Flugzeugführer und besuchte die Luftkriegsschule in Berlin-Gatow.
Nach Kriegsende begann er, als Korrespondent für verschiedene Zeitungen im Bonner Raum zu schreiben und zu fotografieren. Spätestens seit der Konstituierung des Parlamentarischen Rates 1948/49 bzw. der Bundesrepublik 1949 verstärkte er seine fotografische Tätigkeit. So war er beispielsweise für die "Bonner Rundschau", die Bildagentur "Keystone" oder den Burda-Verlag tätig. Mit der Bundesbildstelle im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (BPA) kooperierte Munker ab deren Gründung 1951. Im Jahr 1974 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. Er starb am 19. November 2002 im Alter von 84 Jahren.
Schwerpunkte seiner Arbeit waren hauptsächlich politische Ereignisse sowie das Tagesgeschehen im Bonner Raum zwischen den 1950er und 1970er Jahren. So finden sich vielfach Bilder von Empfängen im Palais Schaumburg, der Villa Hammerschmidt, der Redoute in Bad Godesberg oder dem Schloss Augustusburg in Brühl im Bestand wieder. Munker begleitete zahlreiche Staatsbesuche, wie beispielsweise den Aufenthalt der persischen Kaiserin Soraya 1953 oder der englischen Königin Elizabeth II. 1965 sowie die Deutschlandreise von US-Präsident John F. Kennedy 1963.
Des Weiteren fotografierte er Abgeordnete bei Sitzungen im Bundestag, Bundesrat und in verschiedenen Ausschüssen. Ebenfalls enthält der Bestand Aufnahmen von Abgeordneten und Regierungsmitgliedern in ihren Büros oder im privaten Umfeld. Munker war beispielsweise zu Gast bei Walter Scheel, Helmut Kohl, Hans-Dietrich Genscher oder Erich Mende.
Ferner begleitete er die Aktivitäten der Sportgemeinschaft Deutscher Bundestag, in der sich neben den Beschäftigten des Bundestages auch viele Abgeordnete betätigten. Schwerpunkt hierbei bildete die Dokumentation zahlreicher Freundschaftsspiele der Fußballabteilung.
Daneben fotografierte Georg Munker auch auf Veranstaltung zahlreicher Parteien. Neben den heute noch bekannten Parteien findet sich somit auch eine Überlieferung zu heute nicht mehr existenten Parteien, wie der KPD oder der Gesamtdeutschen Partei (GDP).
Der Bestand enthält außerdem Fotografien zur Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. Hierbei sind insbesondere die Gründung der Bundeswehr, sowie Übungen und öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes im Bestand vertreten.
Die gut 20.000 Aufnahmen Munkers kamen Anfang der 2000er Jahre als Bestandteil einer Abgabe des BPA ans Bundesarchiv. Die Abgabe umfasst Negative und Dias.
Pierre Maurice Augel & Mathis Ingenhaag, Koblenz, Mai 2016